Das Alevitentum

Das Alevitentum – Eine humanistische Lebensphilosophie

Das Alevitentum ist eine humanistisch geprägte Weltanschauung mit tief verwurzelten ethischen Werten. Im Mittelpunkt stehen der Mensch, seine Würde und seine Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft und der Natur. Die alevitische Lehre betont das Streben nach Gerechtigkeit, Liebe, Toleranz und gegenseitigem Respekt.

Im Alevitentum wird der Mensch als Spiegel des Universums gesehen – als ein Wesen, das sich durch Erkenntnis, Bildung und ein moralisches Leben vervollkommnen kann. Dieses Prinzip wird als "der Mensch ist heilig" verstanden. Der Weg zur Wahrheit führt über die Selbsterkenntnis, das Hinterfragen dogmatischer Vorstellungen und die bewusste Gestaltung eines solidarischen Miteinanders.

Zentrale Werte wie Gleichberechtigung, Geschwisterlichkeit und soziale Gerechtigkeit sind fester Bestandteil des alevitischen Denkens und Handelns. Frauen und Männer sind gleichgestellt und nehmen gemeinsam an religiös-kulturellen Versammlungen, sogenannten Cem, teil. Hier werden nicht nur spirituelle Inhalte geteilt, sondern auch gemeinschaftliche Entscheidungen getroffen – basisdemokratisch, solidarisch und offen.

Rituale und Traditionen im Alevitentum dienen nicht der Anbetung, sondern der Erinnerung, der ethischen Orientierung und dem Erhalt der kulturellen Identität. Das Alevitentum ist keine Religion im klassischen Sinn, sondern eine lebendige, spirituell-humanistische Tradition, die sich über viele Jahrhunderte hinweg in Anatolien und benachbarten Regionen entwickelt hat – oft im Widerstand gegen Unterdrückung und Dogmatismus.

Aleviten und Alevitinnen engagieren sich für ein friedliches Miteinander, für Vielfalt, für Bildung und für eine Gesellschaft, in der alle Menschen gleichwertig sind. Ihr Glaube ist dabei keine Trennung, sondern eine Brücke – hin zu einem bewussten, mitfühlenden und gerechten Leben.

Aşk ile.